TSV Scherneck an der Weser
Was so harmlos klingt…,
dürfte tatsächlich das harmloseste an diesem Ausflug gewesen sein (einschließlich diesem Bericht) 😀
Bildquelle: Bin im GartenEigenes Werk, CC-BY 4.0, Link

Um die vom Siegi im Bus (also in einem von mehreren) geäußerte, enorme Erwartungshaltung zu erfüllen, kam ich sogar auf den Gedanken, dies liegend zu tun, begleitet von einem aufmerksamen Profi, der fleißig mitschreibt und die in der Erzählung versteckten Traumata zu deuten weiß. Letztendlich beschloß ich aber, daß es ein paar Patronen fränkischen Grundnahrungsmittels auch tun.

Dann also mal los:
Am Samstag, den 31.03.18, fanden sich insgesamt 16 unerschrockene, erlebnishungrige Menschen am TSV-Sportheim ein, die trotz bis zu 80-jähriger Lebenserfahrung nicht ahnen konnten, was ihnen bevorsteht (außer einer vielleicht, der sich von Scherneck bis Coburg-Anger schonmal vorsichtshalber mit vier der besagten Patronen leicht immunisierte). Verständlicherweise etwas weniger Leute als sonst, da diese Fahrt, zum zweiten mal nach Hamburg 2011, als 2-Tages-Fahrt organisiert wurde.

Pünktlich um 8 Uhr starteten wir mit unserem 20-Mann-Bus der Firma Fischer-Reisen (pardon…, Fischer-ERLEBNIS-Reisen) und unserem Fahrer Richard zu einem Ort, an dem es ziemlich grün sein und nach Fisch stinken soll (wie ein Einheimischer später treffend bemerkte: „Trotzdem fressen sie alle unsere Fischbrötchen!“).

So weit, so gut. Alles lief erstmal wie immer. Ein paar kleinere und eine große Pause mit Leberkäse, Knackern und Kaffee (frecherweise auf dem Gelände einer Tankstelle, die umsatztechnisch nicht wirklich davon profitierte), und wir kamen einigermaßen planmäßig gegen 15.45 Uhr in Bremen an. Positiv war immerhin, daß es nach dem trüben und naßkalten Wetter, das uns an dieser fast schon einen ganzen Arbeitstag dauernden Fahrt begleitete, jetzt wenigstens nur noch kalt, aber immerhin trocken war, in diesem merkwürdigen Landstrich, der noch merkwürdigererweise ein ganzes Bundesland darstellt (ich wette immer noch, das haben die anderen absichtlich anerkannt, damit sie sich nicht mehr drum kümmern müssen). Übrigens war der Grund für die ZWEI-Tages-Fahrt nicht etwa die weite Strecke oder der Wunsch, sich mal fernab von zuhause ordentlich die Hucke…, nein, ein Oberfranke, der so weit in den Norden fährt, braucht ganz einfach etwas mehr Zeit, um das alles zu begreifen!

So, genug gelästert 😉 – als Beweis unserer Anwesenheit schossen wir noch schnell ein Foto am Ortsschild, bevor wir in unserem „Garden Hotel“ eincheckten.

Am Abend gings dann mit der S-Bahn in die tatsächlich sehr beeindruckende Altstadt mit ihren vielen alten Hanse-Handels-Backsteinhäusern und sonstigen Bauwerken, kleinen Gassen und engen Durchgängen. Nach einem wohl obligatorischem Foto mit den Bremer Stadtmusikanten wurden wir zwecks Abendessen ziemlich schnell fündig. Die „Erste Bremer Gasthaus-Brauerei ‚Schüttinger‘“, ein Name, der jedem bayerischen Wirtshaus zur Ehre gereicht hätte, öffnete bei fast aussichtslos erscheinender Frequentation einen bis dato für uns unsichtbaren Nebenraum, in den dann später auch noch eine Frankfurter Gang von Junggesellen-Abschiedlern einquartiert wurde. Trotz des merkwürdigen Sing-Sangs dieser durch eine in Bremen hergestellte Flüssigkeit bereits ziemlich beeinflussten Bande schmeckte das Essen wirklich sehr gut (nur nicht denen, die Labskaus bestellt hatten). Allerdings verhinderte ebendiese Flüssigkeit, daß wir dem Namen dieser Gaststätte auch nur annähernd gerecht werden konnten (ein guter Bekannter, der aus Bremen stammt und leider nicht mitkommen konnte, schrieb mir später, „Da geht man doch nicht hin!“, gefolgt von einigen tränenlachenden Smileys).

Dann ging das also weiter. Den Rest des Abends verbrachten wir dann praktisch „typisch bremerisch“. Im „Kangaroo Island“ schauten wir das Abendspiel Bayern-Dortmund, tranken bayerisches Bier (nebenan gabs gleich noch eine weitere Kneipe mit Paulaner), nur die Einheimischen haben ihren ursprünglichen Dialekt noch nicht abgelegt, so daß man doch ab und zu mal mit einem sprechen mußte, um sich zu vergewissern, daß man sich tatsächlich im Norden befand.

Spät gings zurück zum Hotel. Wiederum mit der S-Bahn, wobei sich hier auch deutlich der pädagogisch sinnvolle Effekt eines solchen Ausflugs zeigte, als ausgerechnet unser Stammesältester unserem Jüngsten beibrachte, daß wir für die S-Bahn keine Karten kaufen müssen, weil „um die Zeit kontrolliert eh kenner mehr“.

Mit einem Abschlußbierchen im Hotel ging Tag 1 zu Ende.

Am Sonntag war reichlich Zeit zum frühstücken, bevor es mit dem Bus (also dem ersten von mehreren) Richtung Stadion bzw. erstmal Innenstadt ging (bzw. gehen sollte). Nur noch schnell volltanken und schon gings… nicht mehr weiter. Der Bus sprang schlicht nicht mehr an, entwickelte dafür jedoch einen intensiven Schmorgeruch. Nach kurzer Fehlersuche war dann auch die Ursache klar: Kein Scherz (immerhin hatten wir den 1. April), der TÜV war seit ziemlich genau 11 Stunden abgelaufen! Da half denn auch das großspurige Werbeplakat an der Tankstelle nichts mehr: „Bringen Sie einfach weiter: die Kraftstoffe von Aral…“ – DAS war dann schon eher der Aprilscherz!

Nachdem der Bus (also der erste von mehreren) mit vereinten Kräften zur Seite geschoben wurde, kümmerte sich unser Fahrer Richard um die Schadensbehebung, während wir uns per S-Bahn auf den Weg in die Innenstadt machten. Zum Mittagessen gings dann auf das Gastro-Schiff „Alexander v. Humboldt“, und danach nutzten wir die in Deutschland einmalige Gelegenheit, um per Schiff zum Weserstadion zu schippern.

Die Hanseaten, die das Abstiegsgespenst noch nicht ganz verscheucht hatten, empfingen an diesem Tag die Eintracht aus Frankfurt, die mit einem Sieg noch den Champions-League-Platz 4 hätten erreichen können.

Im ursprünglich 1909 erbauten, 1926 erweiterten, und seit 1930 von Werder Bremen genutzten „Weserstadion“, das seitdem auch diesen Namen trägt, sahen die 42.100 Zuschauer, die seit der letzten Erweiterung (2008-2011) in dieses Stadion passen (ausverkauft), eine sehenswerte Partie. Bei beiden Mannschaften war der Siegeswille erkennbar, und so standen mehrfach die beiden Torhüter im Mittelpunkt des Geschehens. Die Führung gelang den Hausherren in der 28. Minute durch Kapitän (Kapitäne gehören einfach zu Bremen) Zlatko Junuzovic, mit diesem Stand ging es dann auch in die Pause.

Nach dem Wechsel verflachte das Spiel dann zunächst, auch wenn Frankfurts Luka Jovic in der 53. Minute der Ausgleich gelang. In der Schlußphase hatten die Bremer dann wieder mehr vom Spiel, belohnten sich jedoch nicht. Die Belohnung übernahmen in der 79. Minute die Frankfurter David Abraham, der eine relativ harmlose Kopfball-Rückgabe zu seinem Keeper Lukas Hradecky spielte, und vor allem dieser, als er diesen Ball zum Eigentor durch die Hände rutschen ließ. Wer sich gerade zum, nennen wir es mal „Bier“, holen (oder sonstiges) im Umlauf des Stadion aufhielt, konnte zunächst eine allgemeine Unschlüssigkeit nach dem ertönten Jubel erkennen. Als aber das Nebelhorn ertönte und damit das Tor als Heimtreffer verkündete, war den einheimischen Fans klar, daß der Klassenerhalt jetzt endgültig geschafft sein dürfte (möchte gar nicht wissen, wieviele Hektoliter in diesem Moment verschüttet wurden).

Was dann auch tatsächlich der Fall war, Bremen gewann sein Heimspiel mit 2:1 und es herrschte beste Stimmung im Stadion bei den Fans der einheimischen Werderaner. Natürlich nicht so ganz bei dem einen oder anderen mitgereisten Frankfurt-Fan, was sich aber angesichts der eingangs erwähnten, bereits am Vortag frühmorgens begonnenen Immunisierung, nicht weiter negativ auswirkte (für was große Biermengen manchmal gut sind…).

Ach ja, der Bus (also der erste von mehreren)… – In der eigens für diese Fahrt von unserem Technik-Freak Eiko gegründeten WhatsApp-Gruppe verkündete unser Fahrer Richard, daß wir nach dem Spiel so ca. 2 km zu der berühmten Aral-Tankstelle (die mit dem falschen Werbeversprechen) zurücklaufen mußten, an der wir um 18.15 Uhr von einem kurzfristig gecharterten Bus (also dem zweiten von mehreren) eines einheimischen Unternehmens übernommen wurden. Der erste Bus war in der Zwischenzeit in eine Werkstatt verfrachtet worden, die wir zum Umladen kurz anfuhren. Ich will ja jetzt gar nicht anfangen, diesen hyperultramodernen Superdubergeilo-Bus zu beschreiben, aber vielleicht sagt Euch ja die Geschichte von der Verwandlung einer Raupe in einen Schmetterling etwas 😀

„Ein großer Bus, ein schöner Bus…“ (vielleicht kennt ja noch jemand dieses Spielchen „Vereinsausflug“), in dem wir vermutlich mehr Platz hatten als die Eintracht-Profis auf deren Heimfahrt. Das einzige Manko lag darin, daß wir gebeten wurden, in dem sauberen Bus möglichst nichts zu verzehren und auch die Toilette nach Möglichkeit nicht zu benutzen.

Die Fa. Fischer war übrigens angesichts dieser Panne sehr entgegenkommend zu ihren Fahrgästen. Während Fahrer Richard tagsüber alles Nötige in die Wege leitete, kam uns der Chef spätabends sogar höchstpersönlich entgegen. Auf einem Parkplatz in der Nähe von Kassel stiegen wir dann um ca. 21.45 Uhr also erneut um in eine etwas größere Raupe, bzw. in unseren nunmehr dritten Bus (das wars dann mit dem Schmetterling!) und Augenzeugen zufolge stieg der Bierkonsum plötzlich wieder schlagartig an. Befürchtungen, daß uns dieser Bus (also der dritte von mehreren) vielleicht auch wieder im Stich lassen könnte, wurden somit im Keim erstickt. Und zur allgemeinen Beruhigung hielt uns unser Lemgo, der sich stets in Kontrollweite des Cockpits aufhielt, mit aktuellen Statusmeldungen per WhatsApp auf dem laufenden (Kurzer Auszug aus dem Bordfunk-Protokoll: „Wir waren grad dann doch bei 30 km/h“ – „Und mir sind noch lang net dahemm“ – „Jetzt seh ich dauerhaft scho 2 Warnlampen – eine davon kommt und geht. Wie se grad will“ – „Wie lange fahren wir noch? – Des weiß nur Gott – Wir kommen aber rufbaren Taxis immer näher – laut Google Navi noch 155 – Stunden oder Minuten? – Stehenbleibmöglichkeiten!“

Es ist jetzt wirklich sehr schwer zu verstehen…, aber wir wurden während der Heimfahrt tatsächlich „geblitzdingst“ (ich habs nicht mitbekommen, aber es muß ziemlich steil bergab gegangen sein). Wahrscheinlich hat das dem Bus (also dem dritten von mehreren) nochmal einen Energieschub verpaßt, so nach dem Motto „Geil, ich habs ja doch noch drauf!“, jedenfalls hielt er irgendwie durch und wir kamen tatsächlich gegen 2 Uhr zuhause am Schernecker Sportheim an.

So ging dann auch unsere 18. Fahrt glücklich zu Ende und alle machten sich auf den Heimweg, auch die Firma Fischer. Gegen 3 Uhr wurde der Chef dann allerdings nochmals im Sportheim gesichtet (war wegen einer Feier noch offen). Diesmal ging es aber nicht um eine benötigte Pannenhilfe, sondern freundlicherweise um die Abgabe einiger übriggebliebener Pfandflaschen 😉

An diese Stelle wieder ein Dank an alle Beteiligten, natürlich wie immer den beiden Organisatoren Siegi und Andy, sowie unserem Busfahrer Richard, der sich nach der Panne in Bremen vorbildlich um alles gekümmert hat, so daß unser geplanter Ablauf kaum beeinträchtigt wurde. Und natürlich auch allen Mitfahrern, die durch „höögschte Dischziplin“ einen ansonsten reibungslosen Ablauf gewährleistet haben. Im speziellen aber auch einem Premierengast, der dafür gesorgt hat, daß die Anzahl der mitzunehmenden Bierkästen bei der nächsten Fahrt nochmal neu überdacht werden sollte (neue Berechnungsformel: Anzahl Kilometer / 100 x Anzahl Fahrgäste + Uwe).

Ja, die magische 18 ist erreicht, aber das heißt noch lange nicht, daß es keine Fahrten mehr geben wird. Bedingt durch Auf- und Abstieg existieren immer noch einige Stadien, die wir noch nicht besucht haben (und mit Europa haben wir noch gar nicht angefangen!). Aktuell wären das Leipzig sowie die der beiden heurigen Aufsteiger Nürnberg und Düsseldorf. Man darf also gespannt sein, wohin uns unsere Stadiontour als nächstes führt.

Spätestens, wenn der Bundesliga-Spielplan für die neue Saison 2018/19 am 29.06.18 veröffentlicht wird, werden die Köpfe von Andy u. Siegi wieder rauchen. Und sobald eine passende Partie zeitlich fest angesetzt ist und die Karten gesichert sind, werden wir von den beiden wieder auf den gewohnten Wegen (Sportheim, Homepage) informiert.

Bis dahin eine schöne und hoffentlich wieder erfolgreiche WM und eine gute Zeit!

Martin Kaiser

P.S.: Eintrag im Guiness-Buch (3 Busse mit insg. 120 Sitzplätzen für gerade mal 16 Personen) wurde beantragt! 😉